Lebensversicherungen haben in Großbritannien eine lange Tradition. Der Markt besteht seit über 200 Jahren und unterliegt völlig anderen Spielregeln als in der Bundesrepublik. Die Unterschiede ergeben sich in erster Linie aus der Anlagestrategie und der Teilhabe der Sparer an den Gewinnen der Unternehmen.
Bekannt geworden sind die britischen Lebensversicherungen deshalb vor allem als renditestarke Kapitalanlage. Richtig durchgesetzt haben sich die Policen in Deutschland allerdings nie. Bezogen auf den gesamten Lebensversicherungsmarkt machen sie hierzulande nur einen Bruchteil des Geschäftes aus.
Ihren Ruf als Renditeobjekt haben britische Lebensversicherungen der Tatsache zu verdanken, dass die Unternehmen mit einem deutlich höheren Aktienanteil arbeiten. Rein theoretisch könnten die Versicherungen 100 Prozent der Kundengelder in Wertpapiere investieren. Praktisch liegt die Quote in einem Bereich zwischen 40 und 60 Prozent.
Höhere Renditen dank höheren Risikos
Je nachdem, wie gut die Unternehmen wirtschaften und wie sich die Kapitalmärkte entwickeln, erzielten die Policen Renditen von über zehn Prozent. Auf der anderen Seite steht der renditeorientierten Anlage ein entsprechend hohes Risiko gegenüber.
Um für etwas mehr Sicherheit zu sorgen und um Schwankungen ausgleichen zu können, "glätten" britische Lebensversicherungen die Ergebnisse. Laufen die Geschäfte rund, schreiben sie den Kunden nur einen Teil des Gewinns gut und legen den Rest in einer Reserve an.
Auf sie wird dann in schlechteren Jahren zurückgegriffen. Die genaue Vorgehensweise und die Berechnungsgrundlagen sind für Anleger allerdings nur schwer nachzuvollziehen. Prozentuale Angaben, welcher Teil des Geldes zurückgelegt und welcher den Kunden direkt zugutekommt, gibt es jedenfalls nicht.
Keine großen Garantien bei britischen Lebensversicherungen
Weitreichende Garantien, wie sie in der Bundesrepublik bei klassischen Policen üblich sind, wird man bei britischen Lebensversicherungen ebenfalls vergeblich suchen. In der Regel werden die eingezahlten Beiträge plus 1,0 bis 1,5 Prozent Zinsen garantiert.
Das gilt allerdings nur, wenn der Vertrag bis zum Ende der Vertragslaufzeit bedient wird. Anleger profitieren auch erst bei Vertragsende von den möglichen Gewinnen, die im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 deutlich eingebrochen sind.
Da das Risiko bei britischen Lebensversicherungen sehr hoch ist, müssen die Policen für den bundesdeutschen Markt leicht modifiziert werden. Der Aktienanteil darf in der Bundesrepublik maximal 35 Prozent betragen. Zum Vergleich: Deutsche Lebensversicherer arbeiten mit maximal zehn Prozent – es sei denn, der Kunde entscheidet sich für eine fondsgebundene Variante. Hier gilt es, Chancen und Risiken abzuwägen. Für sicherheitsorientierte Anleger sind englische Lebensversicherungen absolut ungeeignet, ebenso als alleiniges Vorsorgeprodukt.