Es gab Zeiten, in denen eine klassische Lebensversicherung durchaus eine attraktive Geldanlage war. Eine solide, für die gesamte Laufzeit garantierte Verzinsung in Kombination mit guten Überschüssen und einer steuerbegünstigten Ablaufleistung konnte sich sehen lassen. Da auch die Lebensversicherer den niedrigen Kapitalmarktzinsen Tribut zollen müssen, hat sich das Blatt gewendet. Überschusssenkungen haben schon seit einigen Jahren Bestand.
- Die Überschussbeteiligung der Lebensversicherer sinkt seit Jahren.
- Lebensversicherungen werden immer weniger rentabel, sollten aber dennoch nicht einfach gekündigt werden.
- Die bessere Alternative ist für viele, die Lebensversicherungen zu verkaufen oder beitragsfrei zu stellen.
Entwicklung der Überschussbeteiligung
Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Überschussbeteiligung bei deutschen Lebensversicherern in Prozent. Dabei ist deutlich zu erkennen, dass es sich aktuell um einen historischen Tiefpunkt handelt:
Werte von
Unstrittig ist dabei jedoch, dass das Zinsniveau der Lebensversicherungen durchaus marktkonform einzuschätzen ist. Allerdings müssen die Versicherungsnehmer, auch diejenigen, welche noch Verträge aus den Jahren bis 2003 besitzen, ebenfalls Einbußen hinnehmen.
Während der Garantiezins, korrekt der Höchstrechnungszins, über die gesamte Laufzeit Bestand hat, fällt die Überschussbeteiligung variabel aus. Diese orientiert sich während der gesamten Laufzeit an der Entwicklung des Kapitalmarktes.
Auswirkungen der Überschusssenkungen
Die Überschusssenkungen der Lebensversicherer haben insbesondere vor dem Hintergrund der langen Laufzeiten von Lebens- und Rentenversicherungen in Bezug auf den Zinseszinseffekt drastische Auswirkungen für die Kunden. Wer für die Dauer von 25 Jahren monatlich 150 Euro mit einer Verzinsung von 3,1 Prozent ansparte, erzielte ein Endkapital von 67.612 Euro. Beträgt der Zinssatz jedoch lediglich 2,8 Prozent, stehen nur noch 64.900 Euro zur Verfügung. Kaum eine Beispielrechnung für Neuabschlüsse aus den Jahren 2000 oder 2010 hat mit ihren Prognosen heute noch Bestand.
Lebensversicherung nicht kündigen
Viele Versicherungsnehmer planen vor dem Hintergrund der Absenkung der Überschüsse, aus ihren Verträgen „auszusteigen“. Diese Lösung zeigt sich aber immer wieder als ein schlechter Entschluss. Gerade in den jungen Jahren einer Lebensversicherung liegen die Rückkaufswerte deutlich unter der Summe der gezahlten Beiträge.
Hintergrund sind die Abschlussprovision, die Kosten für die Vertragseinrichtung und in den folgenden Jahren die Verwaltungskosten und die Beitragsbestandsprovision für den Vertrieb. Als Faustformel gilt, je länger die Laufzeit eines Vertrages ausfällt, umso länger dauert es, bis der Rückkaufswert die eingezahlten Beiträge übersteigt.
Dieser Effekt wird durch die niedrige Verzinsung noch verstärkt. Ein hochverzinster Vertrag kompensiert die Kosten schneller als eine niedrig verzinste Police.
Ermittlung des Rückkaufswertes
Für den Laien ist es nicht ohne weiteres möglich, den Rückkaufswert seiner Versicherung selbst zu ermitteln. Von der Summe der eingezahlten Beiträge müssen die Abschlussprovision für den Außendienst mit einem Betrag zwischen zwei und vier Prozent der gesamten Beitragssumme sowie die Beitragsbestandsprovision abgezogen werden.
Letztere beträgt in der Regel zwei Prozent des Jahresbeitrages. Wie hoch die Stückkosten und laufenden Verwaltungskosten ausfallen, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Gleiches gilt für die laufende Verzinsung. Nur den Garantiezins zu unterstellen, würde das Ergebnis stark verfälschen. Die einzige Möglichkeit, korrekte Zahlen zu erhalten, ist eine Anfrage beim Versicherer selbst.
Lösungen bei Überschusssenkung
Wer für sein Geld andere, besser verzinste Anlagen sucht, möchte sich möglicherweise von seiner Lebensversicherung trennen, auf jeden Fall aber die monatlichen Beiträge anderweitig investieren.
Als Alternative zu einer mit Verlusten behafteten vorzeitigen Auflösung des Vertrages käme beispielsweise eine Beitragsfreistellung infrage. Der Vertrag wird nicht weiter bedient, das angesammelte Kapital verzinst sich jedoch weiter. Dieses Vorgehen empfiehlt sich gerade für die Verträge, die von den Versicherungsnehmern noch zu Zeiten attraktiver Höchstrechnungszinsen abgeschlossen wurden.
Eine andere Option wäre der Verkauf der Police auf dem Zweitmarkt. Unternehmen, welche sich auf den Ankauf von Lebensversicherungspolicen spezialisiert haben, können zwar nicht zaubern. Der Erlös liegt aber in der Regel um fünf bis zehn Prozent über dem Rückkaufswert, den die Versicherer zahlen.
Auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen tummeln sich allerdings, wie in allen anderen Branchen auch, zahlreiche schwarze Schafe. Sie ködern Interessenten mit unseriösen Versprechen, beispielsweise „bis zu 20 Prozent mehr“ als beim klassischen Rückkauf. Der Verkauf auf dem Zweitmarkt sollte nur an ein Unternehmen erfolgen, welches Mitglied im Bundesverband Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) ist. In unserem Vergleich finden Sie seriöse Ankäufer.